Was ist der Unterschied zwischen Harnstoffphosphat (UP) und Monoammoniumphosphat (MAP), wenn beide P und N enthalten?
- Camille W.
- 3. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
1) Nährstoffgehalt
Harnstoffphosphat (CO(NH₂)₂·H₃PO₄)
Auch bezeichnet als Harnstoffphosphatsalz / Harnstoffphosphorsäure.
N = 17,7 %; P₂O₅ = 44,9 %.
Schmelzpunkt: 117,3 °C.
Sehr gut wasserlöslich; Lösung ist sauer (pH 1,6–2,4; 1%-Lösung pH 1,89).
Löslichkeit bei 46 °C: 202 g/L.
Stabil bei Raumtemperatur; Zersetzung beschleunigt sich bei höheren Temperaturen:
≥120 °C → Ammoniumpolyphosphat
220 °C → Polyphosphorsäure
450 °C → weitere Zersetzung der Polyphosphorsäure
Monoammoniumphosphat (MAP, NH₄H₂PO₄; MW 115,03)
Binärer NP-Dünger.
Gängige Typen: 12 % N & 60 % P₂O₅ oder 12 % N & 54 % P₂O₅; einige Verfahren erreichen bis zu 73 % Gesamtgehalt.
Fazit: UP hat höheren N-Gehalt, aber niedrigeren P-Gehalt als MAP.
2) Chemische Eigenschaften
Harnstoffphosphat
Farblos, transparente prismatische Kristalle mit Schichtstruktur.
MW 158,06; Dichte 1,74 g/cm³; Schmelzpunkt 115–117 °C.
1%-Lösung pH 1,89 (stark sauer).
MAP
Farblos, tetragonale Kristalle; MW 115,03; Dichte 1,803 g/cm³; Schmelzpunkt 190 °C.
Wässrige Lösung schwach sauer; 0,1 mol/L pH ≈ 4,4.
Löslichkeit in 100 g Wasser bei 10–25 °C: 9–40 g.
Wesentliche Unterschiede:
Säuregrad: UP deutlich saurer (1%-pH 1,89) vs. MAP (schwach sauer).
Löslichkeit: UP ≈ 1:1 Auflösung; MAP 9–40 %.
Schmelzpunkt: UP niedriger (≈117 °C) vs. MAP 190 °C.
3) Syntheseverfahren
Harnstoffphosphat
Reaktion:H₃PO₄ + CO(NH₂)₂ → CO(NH₂)₂·H₃PO₄ (exotherm; Temperaturkontrolle verhindert Ureazersetzung zu NH₃ + CO₂)
Zwei Routen je nach Phosphorsäurequelle:
(A) Thermische Phosphorsäure (TPA)
Rohstoffe: hochreine TPA (aus gelbem Phosphor verbrannt & hydratisiert, ≥85 %) + Industrie-/Lebensmittelharnstoff.
Säure-Base-Neutralisation → stabile UP-Kristalle.
Vorteile: Sehr niedrige Verunreinigungen (Fe/Al/Mg ≤ 0,1 %); Reinheit ≥98 %; helles Aussehen; gute Fließfähigkeit.
Nachteile: Verbrauch von gelbem Phosphor (hoher Energiebedarf: ~14.000 kWh/t P); hohe Kosten; gelber P = Gefahrstoff → hohe Sicherheitsanforderungen.
(B) Nassprozess-Phosphorsäure (WPA)
WPA entsteht durch Aufschluss von Phosphatgestein mit Schwefelsäure; Rohsäure ist verunreinigt und muss aufgereinigt werden.
Verunreinigungen (Fe³⁺, Al³⁺, Mg²⁺, Ca²⁺, SO₄²⁻, F⁻) bilden Niederschläge (FePO₄, AlPO₄), verringern Reinheit und verursachen Agglomeration → Reinigung entscheidend.
Mutterlaugenmanagement: Enthält nicht auskristallisiertes UP, Rest-H₃PO₄/Harnstoff + WPA-Verunreinigungen; Anreicherung → geringere Kristallisationsrate und Qualität. Rückgewinnung über Verdampfung/Konzentration und Stufenkristallisation. WPA-Mutterlauge oft mit Fluorid (500–1000 mg/L) und organischen Extraktionsmitteln → Tiefenreinigung nötig (Defluorierung, Abbau organischer Reststoffe) für Grenzwerte (z. B. F⁻ ≤ 10 mg/L).
Vorteile: Niedrigere Rohstoffkosten (30–50 % niedriger als TPA); breitere Rohstoffbasis; Energieeinsparung (20–30 %/t UP).
Nachteile: Komplexere Reinigung (Fällung + Extraktion); höhere CAPEX/OPEX; mehr Restverunreinigungen (0,3–0,8 %); leicht gelbliche Produkte; Phosphogips & fluoridhaltige Abwässer → Umweltaufwand.
TPA vs. WPA – Kernvergleich
Dimension | Thermische H₃PO₄ | Nassprozess-H₃PO₄ |
Rohstoffe | TPA (≥85 %) + Harnstoff | Gereinigte WPA (50–60 %) + Harnstoff |
Produktreinheit | 98–99 %, Verunr. ≤0,1 % | 95–97 %, Verunr. 0,3–0,8 % |
Kosten | Hoch (gelber P) | Niedrig (Gestein → WPA) |
Energie | Hoch | Niedrig |
EHS | Gefahrstoff gelber P; kaum Abwasser | Phosphogips + F-haltige Abwässer |
Einsatz | High-End Agrar, Futter, Pharma, Flammschutz | Mid/Low-End Agrar, Wasseraufbereitung, Betonverzögerer |
Kurz gesagt: UP = Salz aus Harnstoff + H₃PO₄. TPA: hohe Reinheit, hohe Kosten. WPA: günstiger, längerer Prozess, geringere Reinheit.
Monoammoniumphosphat (MAP)
Zwei Routen:
TPA + NH₃ → hochreines, wasserlösliches MAP.
WPA + NH₃ nach Reinigung (20–30 % günstiger als TPA, Reinheit vergleichbar nach Aufbereitung).
Heute: >90 % wasserlösliches Industrie-MAP aus TPA-Prozess (ausgereift, konsistent).
4) Verhalten im Boden & Einfluss auf andere Elemente
UP – Anwendungen & Agronomie
Einsatz: nicht-proteinhaltiger N-Futtermittelzusatz, Reinigungsmittel, Flammschutzmittel, Pulverlöscher, Hochtemperaturkleber, Zwischenprodukt für Ammoniumpolyphosphat, Dünger.
Vorteile:
Säuert Rhizosphäre an → reduziert NH₃-Verlust, steigert N-Effizienz.
Fertigation: kaum Ablagerungen, weniger Verstopfung, längere Systemlebensdauer.
MAP – Anwendungen & Agronomie
Einsatz: P-Quelle für Hefekulturen, Pharma, Tropfbewässerungsdünger, Flammschutz, Feuerlöscher, breite Industrieanwendungen.
Agrarisch: hochreiner NP, schnell löslich, ideal für Tropf- und WS-NPK-Produktion.
Im Boden: NH₄⁺ wird leicht adsorbiert; H₂PO₄⁻ ist pflanzenverfügbar; NP-Kombination effizient aufgenommen.
Agronomische Unterschiede:
pH-Kontrolle (UP): pH 1%-Lösung = 1,89; in Boden → Zerfall zu Harnstoff + H₃PO₄ (CO₂/NH₃ frei) → pH-Senkung → bessere Bodenstruktur & Wachstum.
NH₃-Verlustreduktion (UP): Senkt pH, hemmt Hydrolyse, reduziert NH₄⁺-Anreicherung & Volatilisation.
Mikronährstoffe (UP): In kalkhaltigen Böden Ca/Mg/Zn/Mn oft unlöslich. MAP → unlösliche Ca/Mg-Phosphate. UP → mehr H⁺, löst Hydroxidpräzipitate, bildet lösliche Komplexe → bessere Verfügbarkeit.
Tropfsysteme (UP): Bei hartem Wasser (pH > 7,5) → UP erhöht Ca/Mg-Löslichkeit → weniger Verkrustung/Verstopfung.
Fazit: Beide = NP-Dünger, aber UP = saurer, löslicher, systemfreundlicher.
5) Internationaler Markt – Urea Phosphat
Marktvolumen: ca. 5 Mrd. USD (2023); Prognose >8,5 Mrd. USD (2030); CAGR ≈ 6,5 %.
Treiber:
Agrar (≈70 %): Indien, Brasilien; Modernisierung & Fertigation.
Industrie (≈25 %): Flammschutz (Kunststoffe/Textilien), Pharma (Laxativa), Wasseraufbereitung.
Politik: EU-Vorgaben (>70 % P-Recycling bis 2030) → UP als Schlüsselprodukt.
Regionen:
Asien (≈45 %): China & Indien Hauptmärkte; China = größter Produzent (~42 %), Export 0,8 Mio. t (2023).
Nordamerika & Europa: Fokus Industriequalität; USA & DE ≈60 % High-End (BASF, Mosaic).
Emerging Markets: Afrika/Südamerika +10 %/Jahr; hohe Importabhängigkeit (z. B. Südafrika 70 % UP aus China).
6) Fazit & Auswahlhilfe
Urea Phosphat (UP): hoher N, niedriger P; stark sauer, sehr löslich. Vorteile: Bodenansäuerung, weniger NH₃-Verluste, bessere Ca/Mg/Zn/Mn-Verfügbarkeit, Tropfsystem-schonend. Kosten/Reinheit hängen stark von TPA vs WPA ab.
MAP: höherer P-Gehalt, stabil, schnell wirkend, kosteneffizient. Geeignet für P-starke Kulturen, Standarddüngerproduktion, bewährte Technologie.
👉 Entscheidungskriterien: Boden-pH, Wasserhärte, Bewässerungssystem, Kultur-P-Bedarf, Spurenelementstrategie & Kosten/Nutzen.

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