Grunddüngung, Saatbett¬düngung, Auflaufdüngung und Kopfdüngung – Kennen Sie die Unterschiede?
- Camille W.

- vor 10 Minuten
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Mit Beginn der Frühjahrssaison stellen viele Landwirte unserem Agronomie-Team regelmäßig dieselbe Frage:„Wir haben im Herbst bereits gedüngt. Müssen wir bei der ersten Frühjahrsbewässerung trotzdem Dünger zugeben?“
Sobald man die zeitliche Einordnung und Funktion von Grunddünger, Saatdünger, Auflaufdünger und Kopfdünger versteht, wird die Antwort eindeutig.
I. Grunddünger: Das „Nährstofffundament“ für den gesamten Vegetationszyklus
1. Kerndefinition
Grunddünger – auch Vordüngung / Basal-Düngung genannt – ist der Dünger, der vor der Aussaat oder Pflanzung bzw. am Ende oder Anfang der Vegetationsperiode bei Dauerkulturen ausgebracht wird.Er bildet das grundlegende Nährstoffreservoir für die gesamte Wachstumsperiode.
Wesentliche Merkmale: frühe Ausbringung, langanhaltende Wirkung, Verbesserung der Bodenqualität – und damit klare Abgrenzung zu während der Saison verabreichten Ergänzungsdüngern.
2. Zentrale Funktionen
Langfristige Nährstoffversorgung:
Versorgung mit N, P, K sowie Sekundär- und Spurennährstoffen über die gesamte Saison – besonders wichtig, wenn die Wurzelaktivität später abnimmt.
Verbesserung der Bodeneigenschaften:
Organische Grunddünger erhöhen den Humusgehalt, verbessern die Bodenstruktur und steigern die Wasser- und Nährstoffhaltefähigkeit.
Steigerung der Nährstoffeffizienz:
Tiefere Platzierung schwer beweglicher Nährstoffe (z. B. P und K) reduziert Verluste und erhöht die Aufnahmefähigkeit der Pflanzen.
3. Wissenschaftliche Anwendung
Zeitpunkt:
7–15 Tage vor der Aussaat/Pflanzung;
bei Dauerkulturen im Spätherbst für optimale Bodenintegration.
Düngerauswahl:
überwiegend langsam wirkende organische Dünger (Kompost, Stallmist)
kombiniert mit langsam freisetzenden Mineraldüngern (P, K)
auf nährstoffarmen Böden zusätzlich geringe Mengen Stickstoff
Anwendungsmethoden:
Breitwurf + Einarbeitung: 15–30 cm tief einpflügen
Reihen- bzw. Mulchplatzierung: 20–25 cm tief in Saat- oder Pflanznähe
Schichtdüngung: organische Dünger tief, schnell wirksame Dünger flacher
4. Geeignete Düngemittel
Kategorie | Produkte | Begründung |
Organische / Bodenverbesserer | Kaliumhumat, Kaliumfulvat | Bodenstruktur & Langzeitwirkung |
P–K-Grunddünger | DAP (21-53-0), MAP (12-61-0) | Hoher P-Gehalt für tiefe Platzierung |
Sekundär- & Spurenelemente | SOP (50/52 % K₂O), Magnesiumsulfat | Ergänzung von K und Mg; geringe Verluste in Mischung mit Organik |
II. Saatdünger: Die „Notfallnahrung“ für die Keimlingsphase
1. Kerndefinition
Saatdünger wird bei der Aussaat oder Pflanzung nahe dem Saatgut platziert.Ziel: schnelle Versorgung in der kritischen frühen Nährstoffphase, da die Reserven im Korn begrenzt sind.
Merkmale: geringe Menge, konzentrierte Nährstoffe, schnelle Wirkung, Abstandskontrolle zur Saat.
2. Zentrale Funktionen
Gleichmäßige, kräftige Keimlinge
Kürzere Anwachsphase nach der Pflanzung
Bessere Stressresistenz durch Zn- und B-Gaben
3. Wissenschaftliche Anwendung
Zeitpunkt: direkt bei Aussaat/Pflanzung
Düngerauswahl: salzarm, schnell wirksam, nicht flüchtig
(Keine Ammoniumbicarbonate, Ammoniumchlorid, Ammoniakwasser usw.)
Methoden:
Platzierung 5–8 cm neben der Saat
Saatgutbeizung oder -einweichen mit Spurennährstoffen
Wurzelbehandlung beim Setzen
4. Geeignete Düngemittel
Kategorie | Produkte | Begründung |
Hochphosphatige wasserlösliche Dünger | MKP (0-52-34) | Niedriger Salzindex, Wurzelförderung |
Niedrig-N/hoch-P | MAP (12-61-0) | Starke Frühwurzelbildung |
Spurennährstoffe | Borsäure, Zinksulfat | Vorbeugung früher Mangelsymptome |
III. Auflaufdünger: Der „Schnellschub“ für schwache Jungpflanzen
1. Kerndefinition
Wird nach dem Auflaufen (1–4-Blatt-Stadium) ausgebracht, um Nährstoffengpässe zu überbrücken, bevor sich ein tiefreichendes Wurzelsystem entwickeln kann.
Merkmale: sehr schnell wirksam, geringe Mengen, flexible Anwendung.
2. Zentrale Funktionen
Schnelle N- und P-Versorgung
Stimulation der Seitenwurzelbildung
Vorbeugung früher Spurennährstoffmängel (Chlorose, Zinkmangel)
3. Wissenschaftliche Anwendung
Zeitpunkt: 3–7 Tage nach Auflaufen oder bei ersten Gelbsymptomen
Düngerauswahl: hoch löslich; geeignet für Blattdüngung oder Fertigation
Methoden:
Fertigation (N- oder P–K-Lösungen)
Blattdüngung (0,2–0,5 %)
flache Lochdüngung ohne Bewässerung
4. Geeignete Düngemittel
Kategorie | Produkte | Begründung |
Schnell wirkender Stickstoff | CAN (15,5 % N, 19 % Ca) | Sofortwirkung gegen N-Mangel |
Schnell wirkendes P–K | MKP, UP (17-44-0) | Wurzelförderung; UP vorteilhaft auf alkalischen Böden |
Spurennährstoffe | EDTA-Fe, Eisensulfat | Behebung von Eisenchlorose |
IV. Kopfdünger: Die „bedarfsgerechte Versorgung“ in kritischen Wachstumsphasen
1. Kerndefinition
Kopfdüngung ist eine saisonale Ergänzungsdüngung, die sich an den Nährstoffspitzen der jeweiligen Wachstumsphasen orientiert (Bestockung, Blüte, Fruchtansatz etc.).
2. Zentrale Funktionen
Deckung hoher Nährstoffbedarfe
Steigerung der Stressresistenz (v. a. K-Dünger)
Verbesserung von Ertrag und Qualität
3. Wissenschaftliche Anwendung
Zeitpunktbeispiele:
Weizen: Schossen
Mais: Fahnenblattstadium
Reis: Rispenschieben
Obst/Gemüse: Blüte & Fruchtwachstum
Düngerauswahl:
Vegetatives Wachstum → N-Dünger
Blüte/Fruchtbildung → P- und K-Dünger
Mangelsymptome → Ca/Mg/Spurennährstoffe
Methoden:
Bodendüngung (Reihen-/Streifendüngung, Fertigation)
Blattapplikation (P–K, Ca, B)
Fertigation im Gewächshaus
4. Geeignete Düngemittel
Kategorie | Produkte | Begründung |
Stickstoff-Kopfdüngung | KNO₃, CAN | N+K-Versorgung; verringert Fruchtplatzen |
P–K-Fruchtbildungsdünger | MKP, SOP | Bessere Blüte, Fruchtansatz, Süße |
Sekundär-/Spurennährstoffe | Cal-Mag, EDDHA-Fe | Ca/Mg-Ergänzung; Chlorosekorrektur |
V. Zusammenfassung: Zentrale Unterschiede & Auswahlprinzipien
1. Vergleichstabelle
Kriterium | Grunddünger | Saatdünger | Auflaufdünger | Kopfdünger |
Zeitpunkt | 7–15 Tage vor Aussaat | Bei Aussaat | 3–7 Tage nach Auflaufen | Kritische Wachstumsphasen |
Zweck | Langzeitversorgung + Bodengüte | Frühe „Nothilfe“ | Schnelle Korrektur | Abdeckung hoher Nährstoffspitzen |
Eigenschaften | Langsam & nachhaltig | Schnell, salzarm | Hoch löslich | Schnell, zielgerichtet |
Methode | Tiefe Einarbeitung | Schichtplatzierung | Fertigation / Blatt | Boden / Blatt / Fertigation |
2. Grundprinzipien der Düngerauswahl
Grunddünger: langfristig + bodenverbessernd
Saatdünger: sicher + schnellwirksam (salzarm)
Auflaufdünger: schneller „Rescue-Effekt“
Kopfdünger: präzise + effizient und an Wachstumsphase angepasst.




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