Mononatriumphosphat (MSP): Funktionelle Rolle, regulatorischer Status und globale Marktentwicklung in der Lebensmittelindustrie
- Camille W.
- 4. Juli
- 4 Min. Lesezeit
đ Einleitung
Mononatriumphosphat (MSP, chemische Formel: NaHâPOâ), CAS-Nr. 7558-80-7 (wasserfrei) und 13472-35-0 (Dihydrat), ist ein funktionelles Phosphat, das weit verbreitet in der Lebensmittel-, GetrĂ€nke-, Pharma- und Landwirtschaftsindustrie eingesetzt wird. Es zeichnet sich durch ausgezeichnete Wasserlöslichkeit, hohe PufferkapazitĂ€t und gute biologische VertrĂ€glichkeit aus. MSP ist unter der EU-Nummer E339(i) als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und weltweit anerkannt. Es reguliert den pH-Wert, stabilisiert Emulsionen und Dispersionen und dient gleichzeitig als Quelle fĂŒr Natrium und Phosphor.
Dank der Dissoziationseigenschaften des HâPOââ»-Ions bildet MSP in sauren bis neutralen Systemen ein stabiles Puffersystem, das pH-Schwankungen effektiv abfedert, Proteindenaturierung verhindert, Fettausflockung reduziert und Metallionenoxidation hemmt. Aufgrund seiner HitzestabilitĂ€t eignet es sich besonders fĂŒr Anwendungen in Fleischprodukten, Backwaren und GetrĂ€nken.
Dieser Artikel gibt einen umfassenden Ăberblick ĂŒber die physikalisch-chemischen Eigenschaften von MSP, seine regulatorische Einordnung (FCC, EU 231/2012, FDA, JECFA, GB-Standards), beschreibt seine funktionellen Mechanismen in Lebensmitteln (pH-Regulierung, Wasserbindung, Lockerung) und vergleicht die wasserfreie und dihydrierte Form. AbschlieĂend werden Marktentwicklungen und Zukunftstrends vorgestellt â als technischer Leitfaden fĂŒr Produktentwicklung, QualitĂ€tssicherung und HandelskonformitĂ€t.
1. Entdeckung und industrielle Synthese von MSP
đŹÂ 1.1 Chemischer Hintergrund (Ende 19. Jahrhundert)
Phosphatsalze gehören zu den frĂŒhesten untersuchten Salzsystemen der anorganischen Chemie. Durch Reaktion von PhosphorsĂ€ure (HâPOâ) mit Natrium entstehen mehrere Salze:
Mononatriumphosphat (NaHâPOâ, MSP)
Dinatriumphosphat (NaâHPOâ)
Trinatriumphosphat (NaâPOâ)
MSP wurde ursprĂŒnglich im Labor durch Neutralisation von PhosphorsĂ€ure mit Natronlauge hergestellt:
âHâPOâ + NaOH â NaHâPOâ + HâO
Das entstehende saure Salz dissoziiert in Wasser zu HâPOââ» und ist aufgrund seiner hohen Löslichkeit, Geruchslosigkeit und chemischen StabilitĂ€t vom LabormaĂstab zur industriellen Produktion ĂŒbergegangen.
2. MSP als Lebensmittelzusatzstoff â Entdeckung und Entwicklung
đ§ȘÂ 2.1 Erste Anwendungen: Von der Industrie zur Lebensmitteltechnik (AnfangâMitte 20. Jh.)
UrsprĂŒnglich wurde MSP in der Wasseraufbereitung und Galvanotechnik eingesetzt â insbesondere wegen seiner FĂ€higkeit zur pH-Regulierung und Metallkomplexierung. In der Mitte des 20. Jahrhunderts erkannte die Lebensmittelindustrie sein Potenzial:
Regulierung des pH-Werts in Fleischprodukten zur Vermeidung von Protein-AusfÀllung
Kombination mit Natriumhydrogencarbonat als Triebmittel in Backwaren
Stabilisierung von GetrÀnken gegen Farb- und Phasentrennung
Im Zuge dessen begannen FDA und JECFA mit Sicherheitsbewertungen und nahmen MSP in die Listen zugelassener Zusatzstoffe auf.
đ 2.2 Regulatorische Entwicklung: Vom Einzelstaat zur globalen Anerkennung
Jahr | Land / Organisation | Regulatorisches Ereignis |
1960er | JECFA (FAO/WHO) | Toxikologische Bewertung, Aufnahme als Zusatzstoff |
1973 | USA (FDA) | Anerkennung als GRAS (Generally Recognized As Safe) |
1995 | EuropÀische Union | Aufnahme in E-Nummer-System (E339(i)) als SÀureregulator |
2010 | China | Veröffentlichung des GB 25564-2010 (Lebensmittelstandard fĂŒr MSP) |
Seitdem | Japan, Australien-NZ, ASEAN | Aufnahme in nationale Positivlisten (Milchprodukte, GetrÀnke, Backwaren etc.) |
đŻÂ Fazit
MSP wird weltweit als multifunktionaler Zusatzstoff (pH-Regulierung, Wasserbindung, Lockerung) eingesetzt. Seine Zulassung basiert auf fundierten toxikologischen Daten und bewÀhrtem Einsatz in der Praxis.
3. Sicherheit und gesetzliche Grundlagen von MSP
â Â 3.1 Nachgewiesene Sicherheit
Bewertungen durch EFSA und FDA zeigen:
Keine kanzerogenen, mutagenen oder teratogenen Effekte
Geringe akute ToxizitĂ€t (LDâ â > 4000 mg/kg)
Verstoffwechselt zu Phosphat und Natriumionen, die natĂŒrlich ausgeschieden werden
ADI (Acceptable Daily Intake): 0â70 mg/kg Körpergewicht (als Phosphor)
Zitat der EFSA:Â âMSP hat bei ĂŒblichem Verzehrsniveau keine nachteiligen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.â
â Â 3.2 Regulatorische Kernpunkte
Jahr | Vorschrift | Beschreibung |
1995 | EU E339(i) | Einordnung als SĂ€ureregulator, Triebmittel und Stabilisator |
2010 | GB 25564-2010 (China) | Reinheit â„98 %, Pb †1 ppm |
2012 | EU VO 231/2012 | Vereinheitlichung der Reinheits- und Kontaminationsgrenzwerte |
â Â 3.3 Gesetzgeberische Motivation
Internationale Harmonisierung (JECFA) zur Abbau technischer Handelshemmnisse
Bedarf der Lebensmittelindustrie nach standardisierten Zusatzstoffen
Risikominimierung durch Grenzwerte fĂŒr Arsen (â€3 ppm), Fluorid (â€10 ppm) etc.
4. Zentrale Funktionen und Wirkmechanismen von MSP in Lebensmitteln
đ§ȘÂ Funktion 1: pH-Regulierung â Stabilisierung des Systems
Dissoziationsgleichgewicht:âNaHâPOâ â Naâș + HâPOââ»âHâPOââ» â Hâș + HPOâÂČâ»
In sauren Systemen puffert HâPOââ»Â ĂŒberschĂŒssige Hâș-Ionen
In basischen Systemen gibt es Hâș-Ionen ab
1% Lösung: pH 4,1â4,7 â geeignet fĂŒr saure bis neutrale Lebensmittel
Anwendungen:
FruchtsĂ€fte: pH-Stabilisierung (4,0â5,0), Oxidationsschutz fĂŒr Vitamin C
Eingelegtes GemĂŒse: pH-Kontrolle (5,0â6,0), Keimhemmung
đ§ȘÂ Funktion 2: Wasserbindung & Texturverbesserung
MSP interagiert mit Proteinen (z.âŻB. Aktin, Casein), öffnet ihre Struktur und erhöht so die Wasserbindung.
Produktgruppe | Wirkung | Ergebnis |
Fleischwaren | Bindung an Aktin | Reduktion des Garverlusts um 10â15âŻ%, saftiger Geschmack |
Backwaren | Feuchthaltevermögen des Glutens | Erhöhte Feuchte (5â8âŻ%), weichere Krume |
Milchprodukte | Stabilisierung von Casein | GleichmĂ€Ăige Textur, kein Schrumpfen |
đ§ȘÂ Funktion 3: Lockerungsmittel
Mit Natron (NaHCOâ):âNaHâPOâ + NaHCOâ â NaâHPOâ + COââ + HâO
COâ-Blasen erzeugen lockere Struktur.
Anwendungen:
Kekse, Kuchen: 20â30âŻ% mehr Volumen, knusprige Textur
Frittierte Teigwaren: Weniger Ălaufnahme, lockereres Produkt
đ§ȘÂ Funktion 4: Emulgator & Stabilisator
OberflĂ€chenladung: Fetttröpfchen werden abgestoĂen
ProteinstÀrkung an der GrenzflÀche: stabile Emulsion
Anwendungen:
Pflanzliche Milch (Hafer, Soja): verhindert Ausflockung mit Kaffee
Speiseeis: gleichmĂ€Ăige Fettverteilung, keine Eiskristalle
đ§Ș Funktion 5: Chelatbildner â VerlĂ€ngerung der Haltbarkeit
HâPOââ»Â bildet stabile Komplexe mit FeÂłâș, CuÂČâș:âHâPOââ» + FeÂłâș â [Fe(HâPOâ)]ÂČâș
Effekte:
Frittierte Lebensmittel, NĂŒsse: weniger Oxidation, 30âŻ% lĂ€ngere Haltbarkeit
FruchtsÀfte: Schutz vor BraunfÀrbung durch Metallionen
5. Vergleich: wasserfreies MSP vs. Dihydrat
A. Eigenschaften im Ăberblick
Eigenschaft | Wasserfrei (NaHâPOâ) | Dihydrat (NaHâPOâ·2HâO) |
Molekulargewicht | 120 g/mol | 156 g/mol |
Aussehen | WeiĂes Pulver | WeiĂe Kristalle |
Reinheit | â„98âŻ% | â„98âŻ% |
Löslichkeit (25âŻÂ°C) | 85 g/100 ml Wasser | 67 g/100 ml Wasser |
HygroskopizitÀt | Hoch, neigt zu Verklumpung | Gering, stabil |
Wasserverlust (Trocknung) | â€2âŻ% | 20â25âŻ% (Kristallwasser) |
Hauptanwendung | Pharma, High-End-Formeln | Backmittel, Standardadditiv |
Preis | Höher | GĂŒnstiger |
B. Auswahlkriterien
Auswahlfaktor | Empfehlung |
Hohe Reinheit (z.âŻB. Pharmazie) | â  Wasserfrei |
Kostenempfindliche Produktion | â Â Dihydrat |
Feuchtes Lagerumfeld | â Â Dihydrat |
Schnelle Löslichkeit erforderlich | â  Wasserfrei |
GroĂproduktion & Transport | â Â Dihydrat |
6. MarktĂŒbersicht & Ausblick
6.1 MarktgröĂe und Verteilung
Kennzahl | 2024 | Prognose 2030 |
Weltmarktvolumen | 520 Mio. USD | 720 Mio. USD |
Wachstum (CAGR) | â | 5,5âŻ% |
Marktanteil China | >40âŻ% | Bleibt fĂŒhrend |
Wachstumsregionen | APAC, SĂŒdostasien | â |
6.2 Wachstumstreiber
Expansion der Lebensmittelindustrie (Convenience, Plant-Based)
Technologische Innovation (Low-Sodium-MSP mit KCl)
SchwellenmĂ€rkte mit >6âŻ% Jahreswachstum
6.3 Herausforderungen & Strategien
Umweltanforderungen (Abwasser, Phosphoremissionen)
Höhere Regulierungsanforderungen (REACH, FDA)
Konkurrenz durch natĂŒrliche Alternativen (z.âŻB. Hefederivate) â MSP bleibt aufgrund MultifunktionalitĂ€t jedoch unverzichtbar
đ Fazit
Mononatriumphosphat (MSP) ist ein vielseitiger Lebensmittelzusatzstoff mit pH-regulierenden, feuchthalte-, lockerungs- und stabilisierenden Eigenschaften. Die wasserfreie und die dihydrierte Form bedienen unterschiedliche Anwendungen â von High-End-Formeln bis zur Massenproduktion.
Globale Standards (E339(i), GB 25564-2010) garantieren die KonformitĂ€t. Der Trend zu Clean Label, pflanzenbasierten Produkten und grĂŒner Produktion spricht fĂŒr MSP in zukĂŒnftigen Anwendungen.
ZukĂŒnftig wird MSP durch höhere Reinheit, geringere Verunreinigungen und funktionelle Kombinationen (z.âŻB. mit Naturstoffen) weiterentwickelt. Technologische Innovation und regulatorische Kompetenz werden dabei die zentralen Wettbewerbsvorteile fĂŒr Unternehmen sein.
Hinweis: Die oben genannten Informationen dienen nur zu kommerziellen Referenzzwecken aufgrund der Vielfalt der gesammelten Informationen, und Kelewell ist nicht fĂŒr die AuthentizitĂ€t der Daten verantwortlich.

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